Österreich spart wie nie zuvor – und die Immobilienbranche muss reagieren

Autor
Dkfm. Angelo Barsuglia, Senior Sales Advisor
Kategorien
FinanzenInvestment
Veröffentlicht am 15. Dezember 2025
Symbolfoto Sparen

Die jüngste Analyse der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) zeichnet ein spannendes Bild der finanziellen Lage in Österreich: Die Haushalte sparen so viel wie seit der Pandemie nicht mehr, investieren massiv in Wertpapiere und halten an einer stabilen, aber ungleichen Vermögensstruktur fest. Für die Immobilienbranche ist das ein Weckruf – denn während Kapital in Fonds und Aktien fließt, verliert der Immobilienkauf an Attraktivität.

Sparquote auf Rekordniveau

2024 stieg das nettoverfügbare Einkommen um 7,8 Prozent, während das Konsumwachstum bei 4,3 Prozent lag. Die Sparquote kletterte auf 11,7 Prozent – ein Niveau, das wir zuletzt in den Lockdown-Jahren gesehen haben. Für 2025 prognostiziert die OeNB einen leichten Rückgang auf 10,7 Prozent, doch die Vorsicht bleibt. Im europäischen Vergleich liegt Österreich deutlich über dem Durchschnitt: Im Euroraum betrug die Sparquote 2024 nur 8,4 Prozent.
Interessant ist auch der Blick auf die Haushalte: Der Median spart rund 300 Euro pro Monat, der Durchschnitt liegt bei 490 Euro – beeinflusst durch hohe Beiträge vermögender Haushalte. Das zeigt, wie stark die Unterschiede zwischen Arm und Reich die Statistik prägen.

Investment-Trends: Fonds und Aktien im Fokus

Während Konsumausgaben stagnieren, boomt die Geldanlage. 2024 investierten österreichische Haushalte 29,5 Milliarden Euro in Finanzanlagen – ein historischer Höchstwert. Wertpapierbestände sind seit 2020 um rund 50 Prozent gestiegen und erreichten Mitte 2025 ein Volumen von 197,3 Milliarden Euro.
Besonders beliebt sind Investmentfonds, die mit 55 Prozent den größten Anteil ausmachen, gefolgt von Aktien und verzinslichen Wertpapieren. Auffällig: Internationale Aktien dominieren die Portfolios, während Fonds bevorzugt im Inland gekauft werden.
Auch neue Anlageformen wie Kryptowährungen spielen eine Rolle – wenn auch eine kleine. Nur 3,9 Prozent der Haushalte halten digitale Assets, vor allem junge, urbane Männer mit höherer Bildung. Die Motivation? Laut OeNB: „Investition, Spekulation oder Neugier“.

Vermögensstruktur: Stabil, aber ungleich

Die Studie zeigt, dass die Vermögensunterschiede strukturell konstant bleiben, sich aber absolut weiter öffnen. Während der Median seit 2021 bei rund 125.000 Euro stagniert, wachsen die oberen Dezile deutlich – vor allem durch Immobilien- und Unternehmensvermögen.

Auch der Gender Gap bleibt bestehen: Frauen verfügen im Schnitt über 21 Prozent weniger Vermögen in Paarhaushalten und neun Prozent weniger in Single-Haushalten. Eigentum am Hauptwohnsitz bleibt der zentrale Vermögensbaustein – ab der Vermögensmitte lebt die Mehrheit im Eigentum, darunter dominiert die Miete.

Verschuldung: Gering, aber konzentriert

Nur ein Drittel der Haushalte hat Schulden, meist Hypothekarkredite. 45 Prozent der Kreditnehmer*innen gehören zum einkommensstärksten Fünftel. Österreichs Verschuldungsgrad liegt mit 23 Prozent des Finanzvermögens unter dem Euroraum-Durchschnitt. Nach einer Phase rückläufiger Kreditaufnahme wächst die Kreditvergabe seit Mitte 2023 wieder leicht.

Was bedeutet das für die Immobilienbranche?

Die Analyse macht deutlich: Wohneigentum bleibt ein Schlüssel zur Vermögensbildung, doch die Konkurrenz durch Wertpapiere ist groß. Wer Immobilien wieder attraktiv machen will, muss neue Wege gehen – von flexiblen Finanzierungsmodellen über digitale Kaufprozesse bis hin zu einer klaren Kommunikation der Rendite und Sicherheit.

Die zentrale Aufgabe lautet: Immobilien als smarte Alternative zu Fonds und Aktien positionieren – gerade in Zeiten hoher Sparquote und Investment-Boom.