Die Mietpreisbremse in Österreich: Erkenntnisse und offene Fragen

Autor
Dkfm. Angelo Barsuglia, Senior Sales Advisor
Kategorien
ImmobilienWirtschaftFinanzenInvestment
Veröffentlicht am 1. Dezember 2025
Symbolbild für Mietpreisbremse

Als die Mietpreisbremse im Herbst 2025 eingeführt wurde, war die Botschaft eindeutig: Wohnen soll bezahlbar bleiben. Doch die Realität zeigt, dass dieses politische Instrument weit mehr ist als eine einfache Lösung für steigende Wohnkosten. Es verändert den Immobilienmarkt grundlegend – und wirft Fragen auf, die noch lange nicht beantwortet sind.

Ein politisches Versprechen – und seine Schattenseiten

Ein Artikel vom Trend im Oktober 2025 beleuchtet jedoch nicht nur die Seite der Mieter*innen, sondern auch die anderen betroffenen Seiten, die in der Diskussion um die Mietpreisbremse gerne vergessen werden. Denn für Vermieter*innen und Investor*innen bedeutet die Deckelung eine neue Herausforderung. Die Inflation nagt an den Erträgen, während die Spielräume für Anpassungen schrumpfen. Besonders institutionelle Anleger*innen wie Pensionskassen und Versicherungen geraten unter Druck, weil ihre Kalkulationen auf verlässlichen Renditen basieren. Wenn diese nicht mehr erreichbar sind, gerät das Geschäftsmodell ins Wanken. Um gegenzusteuern, greifen viele Vermieter zu einem naheliegenden Mittel: höhere Anfangsmieten. Wer heute einen Mietvertrag unterschreibt, zahlt oft mehr als noch vor einem Jahr. Ein paradoxer Effekt, der die ursprünglichen Ziele der Mietpreisbremse infrage stellt.

Wenn Regulierung den Wohnungsbau bremst

Doch die Auswirkungen reichen über bestehende Mietverhältnisse hinaus. Auch der Neubau, bislang ein freier Bereich, gerät ins Visier. Expert*innen warnen, dass die Regulierung die Investitionsbereitschaft hemmen könnte. Wenn sich Projekte nicht mehr rechnen, bleiben sie in der Schublade. Sanierungen werden verschoben, Neubauten gar nicht erst geplant. Das Ergebnis? Weniger Wohnraum, steigende Nachfrage – und womöglich genau das Gegenteil dessen, was die Politik erreichen wollte.

Kapital auf der Flucht

Internationale Investor*innen beobachten die Entwicklung mit Skepsis. Politische Eingriffe und fehlende steuerliche Anreize machen den österreichischen Markt weniger attraktiv. Kapital sucht sich Wege – und wenn diese nicht nach Wien führen, dann vielleicht nach Berlin, Warschau oder in ganz andere Anlageformen....?

Es gibt einfach Fragen, die offen bleiben:

  • Wird die Mietpreisbremse tatsächlich zu niedrigeren Mieten führen – oder bewirkt sie das Gegenteil?
  • Wie können Vermieter*innen ihre Rentabilität sichern, ohne die Belastung für Mieter weiter zu erhöhen?
  • Welche langfristigen Folgen hat die Regulierung für den Wohnungsbau und die Verfügbarkeit von Mietwohnungen?
  • Und vor allem: Wie gelingt der Balanceakt zwischen Mieter*innenschutz und Investor*inneninteressen?

Fazit: Ein Markt im Umbruch
Die Mietpreisbremse ist mehr als ein Gesetz – sie ist ein Signal. Ein Signal, dass Wohnen politisch ist, dass Märkte reguliert werden können und dass soziale Ziele manchmal wirtschaftliche Realitäten herausfordern. Ob die Regierung nachjustiert, bleibt abzuwarten. Sicher ist nur eines: Die Debatte über bezahlbaren Wohnraum und Investitionsanreize wird uns noch lange begleiten.